Masken –
Tragödie vs. Komödie

 

Vor einigen Tagen in einem Ausflugslokal beobachtete ich folgende Begebenheit von meinem Platz am Fenster aus:

Eine mit Mund-Nasenschutz maskierte Frau lief mit ihrem kleinen Jungen – ebenfalls maskiert – auf der Terrasse des Lokals an meinem Fenster vorbei. Das Lokal war gut besucht, die meisten Gäste kamen ohne Maske, sie befanden sich ja an frischer Luft bzw. saßen an den Tischen, unmaskiert.
Ein paar Minuten später kamen der kleine Junge und die Frau, vermutlich seine Mutter, wieder zurück. Der Kleine weinte, plötzlich blieb er stehen, riss sich die Maske vom Gesicht und warf sie wütend und weinend von sich so weit weg wie möglich und atmete tief durch, wie befreit.

Ich war einerseits verblüfft über diese heftige Reaktion, andererseits verstand ich ihn sofort. Ich konnte nun auch erkennen, dass der Kleine, schmal und schmächtig, erst ca. 4-6 Jahre alt war.
Mitfühlend mit dem Kind erwartete ich, dass sich die Mutter ihrem Jungen in seiner Not zuwendet; diesen auf den Arm oder in den Arm nimmt, um ihn zu trösten und ihm die Aufmerksamkeit schenkt, die er sichtbar und nachdrücklich – wütend und weinend – einforderte.

Doch nichts dergleichen geschah. Die Tragödie nahm ihren Fortgang.

Die Mutter zog aus ihrer Jackentasche eine neue „kleine Stoff-Maske“ heraus und setzte diese ihrem kleinen, weinenden, wütenden Jungen auf mit Worten, die ich leider nicht verstand, hob die weggeworfene Maske auf, nahm den Jungen an die Hand und setzte ihren Weg ohne irgendeine Emotion dem Kind gegenüber zu zeigen, fort.

Das Erlebnis hat mich aufgewühlt und auch sehr emotional werden lassen. Ich musste mich zunächst sehr zurückhalten, um nicht der Mutter Paroli zu bieten.
Paroli bieten beinhaltet ja, Widerstand leisten.
Dieses Reaktionsmuster sitzt in uns allen, es ist wie eingeimpft, aus dem ersten Impuls heraus in die Handlung zu kommen. Warum wohl tun wir das? Weil wir beurteilen, bewerten und verurteilen im Sauseschritt, ohne darüber nachzudenken, ständig und in allen Lebensbereichen, bewusst und unbewusst.

Die Fragestellung an dieser Stelle lautet daher: Was bringt es der Mutter, sie in meiner emotional aufgeladenen Stimmung anzusprechen bzw. ihr so gegenüberzutreten? Dabei herauskommen würde doch nur noch mehr Stress und Ärger zwischen den Parteien – hier also Mutter-Kind-ich.
Das erinnert mich gerade an das DRAMA-Dreieck. Darüber werde ich bei Gelegenheit in einem gesonderten Artikel schreiben.

Den ersten heftigen Impuls ließ ich also gehen und es gelang mir nach kurzem Innehalten, mich auch in die Mutter hineinversetzen zu können. Ich fragte mich, was sich wohl gerade in ihr abspielte. Der Hype um die Gefahren, die ausgehend von einem Virus überall lauern könnten, war zu dieser Zeit noch extremer als derzeit in allen Medien vertreten.

Was habe ich nun wahrgenommen:
Eine maskierte Mutter, die gesteuert von Angst und Panik (dies konnte ich ihrer Haltung und den unruhigen Augen entnehmen), ihrem völlig verzweifelten Kind ihre Aufmerksamkeit entzogen hatte.
Sie war nicht in der Lage, adäquat auf die Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen.
Ihre eigene Hilflosigkeit trat zudem zutage. Das Kind erfuhr in diesem Moment alles andere als Zuwendung und Bindung; jedwede Sicherheit hatte sie ihm genommen.
Im Gesicht maskiert und ohne irgendeine Emotion zu zeigen, hat sie ihrem Kind – von oben herab sich zu ihm neigend (sich nicht hinhockend, um auf Augenhöhe zu gelangen), dazu mit körperlichem Abstand zwischen beiden -, die neue kleine Stoff-Maske aufgesetzt und ihn damit erneut in Stress, Angst und Haltlosigkeit versetzt, anstatt LIEBE, FÜRSORGE und GEBORGENHEIT zu schenken.
Denn das ist es, was ein Kind braucht, um gesund aufwachsen zu können. Eine gute Bindung zur Mutter, Eltern oder Bezugspersonen bedeutet auch Entwicklung einer stabilen psychischen Widerstandskraft (sog. Resilienz). Diese zahlt sich im späteren Leben dahingehend aus, dass schwierige Lebenssituationen ohne größere Probleme bewältigt werden können. Die Basis dafür wird im frühen Kindesalter gelegt.
Angstfreie, gesunde Kinder mit sozialer Kompetenz und sozialer Intelligenz, dazu hat sich unsere Gesellschaft verpflichtet; aber daFÜR braucht es Körper- und Augenkontakt, Mimik, Gestik, Zeigen von Emotionen. Sie sind mit die wichtigsten Parameter neben Liebe, Fürsorge und Geborgenheit, damit eine gesunde Entwicklung erfolgen kann.

Maskierte Mütter, Väter oder Bezugspersonen, Abstandsregeln, etc. stehen im vollständigen Widerspruch dazu und dienen in keiner Weise der Entwicklung eines selbstbewusst handelnden Menschen.
Die Mutter versuchte also alles, um sich und ihr Kind so gut wie möglich zu schützen. Offensichtlich fühlte sie sich in ihrer Ohnmacht allein gelassen; sie fühlte sich als Opfer der ganzen Umstände, was zu einem Dauerstress in Körper, Geist und Seele führte. Daher wäre eher – wäre ich eingeschritten – eine freundliche, verstehende Ansprache oder eine Geste der Umarmung (in Anbetracht des Abstandsgebots) angebracht gewesen, damit sie Halt und Schutz erfährt, denn das vermittelt menschliche Wärme und gibt zu verstehen, du bist nicht alleine. Als Konsequenz daraus hätte sich ein ganz anderes Verhalten ihrem Kind gegenüber gezeigt.

Wenn ich jetzt darüber schreibe und mir die Situation noch einmal vor Augen führe, wäre es doch besser gewesen, dem Kind und auch der Mutter in jener dramatischen Situation beizustehen – ja, es ist eine Gradwanderung. Mit Mitgefühl (Empathie) für den handelnden Erwachsenen besteht immer die Möglichkeit, dass sehr viel Gutes für die Beteiligten bewirkt werden kann.

Denke immer daran, wenn du Kinder in Not siehst, sie können sich selbst nicht helfen, daher wäge genau ab, denn sie sind „Erwachsenen“ oftmals hilflos ausgeliefert.

Und es wird weiter an der Tragödie in der Gesellschaft festgehalten; die Menschen werden m. E. unter psychischer Spannung gehalten mit der Aussage „die zweite Welle im Herbst wird kommen“, unabhängig von der Notwendigkeit von Maske und Abstandsregel. Ist das GESUND? Wohl eher nicht! Ständige Angst vor dem Unbekannten, das macht KRANK!

Die Medien und all die, die sich für die Gesundheit der Menschen zuständig fühlen, haben – neben der Verantwortung jedes EINZELNEN – eine Verantwortung auch für ein gesundes Miteinander.
Dennoch, die Angst begleitet die Mitglieder der Gesellschaft weiterhin, treibt ungeahnte Blüten von Ausgrenzung, Hass, Denunziation, die sich vor allem hinter den nun noch aufgesetzten STOFF-MASKEN gut verbergen lassen, da damit auch eine gewisse Anonymität gewährt wird. Schamröte wird nun unsichtbar (siehe hierzu auch meinen Artikel zum „Symptom des Errötens).

Gegenseitiger Respekt und Anstand sind in den Hintergrund getreten. Ich habe mir die Mühe gemacht, alle 148 Kommentare zu der Sendung von Report Mainz am 07. Juli 2020 „Ärzte hebeln Maskenpflicht“ aus, zu lesen. Du findest diese hier unter dem Link https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/aerzte-maskenpflicht-103.html.
Es hat mir Gänsehaut verursacht, mit welcher Negativität Menschen über Menschen urteilen, diese verurteilen und sie bewerten, ohne die genauen Hintergründe selbst recherchiert zu haben. Sie folgen blind dem, was ihnen vorgesetzt worden ist. Mag sein, dass der eine oder andere Arzt nicht richtig gehandelt hat; es gibt überall – in jedem Beruf – Menschen, die ihre Vorteile aus dem, was sie gerade umgibt, ziehen. Die Handvoll Menschen, die versucht haben, die Kommentatoren auf einen fairen Umgang miteinander hinzuweisen bzw. dass es auch gesundheitliche Gründe gibt, wenn Menschen ohne Maske zum Einkaufen gehen, gingen in der Masse des Gebrülls, welches sich bis zum „Berufsverbot für die Ärzte und Heilpraktiker“ steigerte, unter. An dieser Stelle sei vermerkt, dass Heilpraktiker keine solchen Atteste ausstellen dürfen.

Mitgefühl (Empathie) ist mittlerweile zum Fremdwort in dieser „zivilisierten Gesellschaft“ degradiert worden. Tragödien reihen sich unaufhörlich aneinander.
Eine Hinwendung zur Komödie – also zurück zu dem, was Menschen in ihrem Leben leicht werden lässt, also auch, was sich durch sie ausdrückt, nämlich im Frieden sein, Heiterkeit, Gelassenheit, Liebe, Freude, Glaube, Hoffnung – all das, was zu einem guten Leben dazugehört, scheint in weiter Ferne gerückt zu sein.

Daher meine Empfehlung an Dich:
Gehe liebevoll mit dir um, sei achtsam mit dir und tue nur das, was für dich passend ist; schaue nicht danach, was andere tun. Sie haben einen anderen Blickwinkel auf das, was sie umgibt.

Herzlich

Kerstin Ahrens

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